Samstag, 20. Dezember 2014

Every inch of you is perfect

"Von Anfang ist ist alles in unserem Leben auf Perfektion getrimmt. Schaut man sich zum Beispiel die ersten Jahre eines Menschen an, merkt man, dass letztendlich alles darauf hinaus läuft: Bei der Geburt wird darauf geachtet, dass das Baby einen schönen Hinterkopf bekommt (obwohl ich mich bis heute frage, wie das überhaupt geht: Ist der noch weich bei der Geburt?), schnell werden dem Kind irgendwelche Spiele untergemogelt, die seine Intelligenz verstärken sollen, damit es später mal Akademiker wird. Schokolade gibt es nur selten, weil es ja nicht davon abhängig werden soll oder gar im Kindesalter schon übergewichtig sein soll. Noch später gibt es dann eine feste Zahnspange für die wunderschönen Zähne, Stilberatungen und Diäten, damit alles gut aussieht. Und ein gewisses Maß an Perfektion ist ok: Ideale machen schließlich unser Leben aus und geben dem allem hier eine gewisse Richtung. Aber wisst ihr, wann es schwierig wird? Wenn alles von dieser Perfektion abhängig ist: Wer hat den flachsten Bauch? Bei wem stehen die Knochen am weitesten heraus? Wer isst am wenigsten? Wenn sich alle Gedanken nur noch um Ernährung, Sport und das eigene Gewicht dreht - dann merkt man, dass da etwas schief läuft. 24/7 hinter dieser Perfektion, dem Magerwahn hinterherzuhungern zerstört so viel mehr als man denkt. Die besorgten Fragen und Blicke der Familie und Freunde, die schwindende Zahl auf der Waage, die immer überschaubareren Portionen am Tag, das eingefallene Gesicht, das sich nicht mal mehr mit Make Up beleben lässt. Das man abends einfach nicht mehr schlafen kann, weil man überlegt, was man am nächsten Tag essen wird, wenn man nervös bei dem Gedanken wird, sein Sport-Pensum nicht zu schaffen und wenn man schon bei zwei Löffeln Naturjoghurt ein schlechtes Gewissen hat. Genau dann ist der Punkt erreicht, wo man mit Glück selber merkt, dass diese Perfektion, die so oft durch Medien und so weiter als erstrebenswert dargestellt ist, nicht so glorreich ist wie man dachte. Die ganze Lebensqualität bleibt auf der Strecke, Genuss ist Fehlanzeige, die engsten Personen haben Angst um dich. Wenn man dann selber merkt, dass, wenn man nichts ändert, man früher oder später in Therapie landet, hat man Glück. Wenn man Freunde und Eltern hat, die immer für dich da sind, hat man Glück. Wenn man weiss, dass man sich immer an sie wenden kann, egal zu welcher Tages und Nachtzeit und dass sie dich bei deiner Besserung wo sie nur können unterstützen werden, hat man Glück. Wenn man eine beste Freundin hat, die so verständnisvoll wie meine ist und andere Freunde hat, die jede kleinste Änderung an dir bemerken und dir helfen wollen, hat man Glück. Auch wenn man am Anfang so verzweifelt darüber ist, dass Perfektion nicht das Ideal der Dinge ist und man so einen Lebensstil nicht führen will, weil er letztendlich alles zerstört, was man je geliebt hat: Entschließt man sich, aus diesem Perfektionistischen denken à la "so dünn wie möglich" auszubrechen, hat man die Hälfte geschafft. Den Rest geht man dann auch noch, man braucht nur einen Antrieb: Meiner ist es, mein Abi zu machen und die besorgten Gedanken meiner Liebsten zu löschen, wieder genießen zu können und genauso un-perfekt perfekt zu leben, wie es früher einmal war. Auch wenn es nicht dem Ideal entspricht: Vielleicht lerne ich so wieder, was leben eigentlich heißt. Nämlich nicht Kalorien zählen, sondern glücklich sein - und das muss nicht an der Existenzgrenze sein, nur um die Perfektions-Vorstellungen von anderen zu passen. Finde deine eigene Vorstellung von Perfektion: Meine ist es wieder ich zu sein und genau das muss wieder in den Fokus wandern"

1 Kommentar:

  1. "Das man abends einfach nicht mehr schlafen kann, weil man überlegt, was man am nächsten Tag essen wird, wenn man nervös bei dem Gedanken wird, sein Sport-Pensum nicht zu schaffen und wenn man schon bei zwei Löffeln Naturjoghurt ein schlechtes Gewissen hat." So ist es mir wirklich eine Zeit lang ergangen, bis ich gemerkt habe, dass es keinen Sinn macht. Dass es auch von alleine läuft. Dass es vielleicht noch andere, viel wichtigere Dinge gibt. Im Übrigen sehr schön geschrieben!

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