Mittwoch, 18. Juni 2014

Eingeholt von der Vergangenheit

Hallo ihr,
ich muss euch heute einmal zum Ausheulen missbrauchen. (Falls euch Jammer-Posts nerven, also bitte einfach nicht weiter lesen.)

Ich bin gerade in einer Schleife gefangen, die iwo zwischen meinem "alten Ich", meinem "aktuellen Ich" und "der Gesellschaft" verläuft. Und anstatt alles sauber von einander zu trennen, schreien alle Stimmen in meinem Kopf durcheinander und machen mich einfach nur fertig.

Nun, wie soll ich das erklären? Am besten gebe ich euch kurze Stichworte:

Altes Ich:
  • Herkunft: ... nach der Magersucht
  • Zugehörigkeit: Gruppe der dünnen Mädchen. Zwischen leichtem Untergewicht und Normalgewicht.
  • Höchstes erreichtes Ziel: Halbmarathon in 2h 3Min. 
  • Besonderes Merkmal: Dünne, lange Beine
  • Risikofaktor: Bloß nicht zu wenig essen.... (manchmal gabs Schokolade zum Frühstück, um überhaupt genug Energie zu haben, um das Training zu starten).
Neues Ich:
  • Herkunft: das "Alte Ich" begann mit Krafttraining
  • Zugehörigkeit: Brauereipferde?
  • Höchstes erreichtes Ziel: 2 Minuten Plank - alles andere ist zur Zeit nicht messbar. 
  • Besonderes Merkmal: Ausgeprägter Brustbereich, Oberschenkel aus Stein
  • Risikofaktor: Keine Klamotten passen mir mehr...
Ich bin aktuell so fit wie nie in meinem Leben - sowohl konditionell als auch Krafttechnisch. Aber mit meinem "mehr" an Körperumfang komm' ich nicht klar! Ich habe den Prozess auch gar nicht richtig wahrgenommen und habe weiter alle meine alten Klamotten angezogen. Auf mein Körpergefühl konnte ich mich noch nie verlassen. Und da ich Spiegel hasse und umgehe, habe ich gar nicht gesehen, wie unvorteilhaft mittlerweile alles aussieht.

Dazu kommen die Medien und die Gesellschaft: Überall ist Sportmachen mit Abnehmen verbunden. Hallo???? Schön wärs...

Vllt. ist das total albern, aber ich höre alle Leute hinter meinem Rücken reden "oh...für jemanden, der mal magersüchtig war, ist die aber ganz schön fett geworden".

Mein Freundeskreis sagte früher bei meinem Bedenken, ob ich fett geworden sei "Quatsch". Heute heißt es "naja, du bist halt athletischer".

Es nervt mich ja selbst, dass es mich so runterzieht. Eigentlich ist ja alleine schon die Erkenntnis, dass ich noch niemals so fit war, Grund genug, happy zu sein. Bin ich aber nicht. Ich sehe auch keine Muskeln - merke nur, dass sie da sind -  ich sehe nur fett, dass überall seine Wege aus dem Hosenbund sucht...

Mich würde interessieren, ob ihr auch schon mal Probleme mit eurem Körperbild hattet, obwohl objektiv betrachtet eigentlich alles okay ist. 

8 Kommentare:

  1. das kommt mir bekannt vor mit dem falschen Körperbild. Ich hab schon zweimal etwa 20 Kg abgenommen und habe das Gefühl, dass ich mich einfach nicht richtig einordnen kann. Bin ich eher dick, normal oder gar eher schlank? Ich hab Tage, da fühle ich mich total gut und denke, dass ich eine super Figur habe und an anderen, da fühle ich mich übergewichtig und gar nicht schön. Ich glaube, wenn man mal extrem war, sei es dick oder dünn, dann ist es schwierig sich wieder normal zu sehen...

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  2. ohjaaaaa das kenn ich nur zu gut. an manchen tagen steh ich vorm spiegel und denk mir ach ganz ok und dann seh ich n foto und denk mir heilige scheiße....ist auch immer abhängig vom spiegel... andere sagen oft ich sei dünn... ich weiß ehrlich gesagt oft nicht ob ich jetzt etwas dick bin oder doch dünn...

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  3. Hey wo ist die EmKa von letztens? Ich hab den Verdacht sie hat tief im Schrank gewühlt und das (furchtbare) weiße Kleid hervorgezerrt und trägt es gerade...

    "habe weiter alle meine alten Klamotten angezogen"
    Wird es dann nicht Zeit für neue? Du hast dich verändert, auch mal unabhängig vom Körperumfang.
    Die andere Sache ist die: Nenn mir mal spontan eine sportliche Frau mit Bekanntheitsgrad. Richtig sportlich und gesund. Mir fallen auf die Schnell eine Steffi Graf oder Franzi v. Almsick ein. Und beide sind heute nicht mehr aktuell. Was ich mein: Wir haben keine richtigen Vorbilder mehr. Alle Frauen in Zeitschriften/Film/Werbung verkörpern ein Möglichstschlank-Ideal, Platz für Sportlichkeit gibt es da nicht. Und eine sportliche Frau kann nun mal kräftige Beine und/oder Arme haben.
    Wenn wir aber immer nur die ganz Schlanken sehen, fangen wir anzuglauben, dass das so zu sein hat.
    Ich fand es mal bei GnTM ganz erschreckend, als die gesagt haben, ein Mädchen sei einfach zu muskulös für irgendwas. Und ich dachte nur: Welche Muskeln???

    Das aber mal ganz unabhängig vom Selbstbild. Wie du dich siehst, wie du dich akzeptierst, da wird die Meinung der Gesellschaft oder von wem auch immer, nichts dran ändern. Das ist ein lebenslanger Prozess... Ist bei mir nicht anders. Es gibt gute Tage. Und es gibt die anderen Tage.

    Das mit der neuen Kleidung meint ich ernst.Glaube, niemand sieht gut in Kleidung aus, die ihm/ihr nicht passt, egal ob zu dick oder zu dünn.

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    1. Vielen Dank für deinen langen Kommentar!
      Ich weiß auch, das mein Problem eigentlich nur in meinem Kopf sitzt und mich einfach mehr akzeptieren lernen muss. Ich denke, ich bin da auch prinzipiell auf einem guten Weg, aber der läuft eben nicht linear.

      Ich habe jetzt aber schon mal den EMP leer geschoppt und zwei neue kleider, eine hose und zwei shirts geordert. Und die ersten alten Sachen sind auch schon aus dem Kleiderschrank verbannt.

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  4. Besser hätte man es nicht sagen können!

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  5. Ich kann dich so gut verstehen! Ich habe auch nach einer Abnehmphase an Muskeln und damit an Umfang zugelegt und fühle mich aber trotzdem nur fett. Wenn ich eine Hose anziehe, die gerade noch so passt, aber unglaublich unbequem geworden ist, fühle ich mich schrecklich. Und von außen sieht ja auch keiner, dass da Muskeln in der Hose stecken, man sieht nur, dass der Umfang mehr geworden ist. :(
    Ich bin auch immer hin und hergerissen zwischen den gesundheitlichen Gründen und den optischen Gründen. Und es regt mich total auf, dass manche Leute spontan drei mal die Woche Sport machen und auf einmal abnehmen und ich schon seit 3 Jahren 5 Mal die Woche Sport mache und gerade so mein Gewicht halte. Mir ist kognitiv klar, wie der Körper da funktioniert, aber an meiner emotionalen Einstellung dazu ändert sich leider wenig. :(

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    1. Hallo Helly,
      das was du da beschreibst, ist genau was ich meine. Eine Freundin meinte gestern zu mir, dass sie gar nicht versteht, wie man mit meinem Sportpensum breiter werden kann. Ich habe ihr dann versucht, was von Muskeln zu erzählen und da hat sie mich nur ungläubig angeguckt und meinte skeptisch, ob ich im Urlaub nicht vllt. einfach zu viel gegessen hätte.
      Äh... definitiv nein.

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  6. Ach ja, von dem alten Ich kann ich auch ein Liedchen singen. Irgendwie sind die alten Gewohnheiten auch super nervig und hartnäckig! Und wenn man mal einen schwachen Moment hat, schlagen sie zu, ohne Rücksicht auf Verluste. Die Kunst ist es wohl, nicht aufzugeben und Fehler zu akzeptieren.
    Als ich mit dem Muskelaufbau begann war ich auch anfangs erschrocken, wie 'dick' meine Oberarme wurden, denn mit zu viel Fett drüber sieht man die schönen Muskeln leider nicht wirklich.
    Lass dir von anderen nichts Negatives einreden, du weißt es schließlich besser. Klar, es ist schwierig, da brauch ich wohl nichts verschönen.
    Ich finde es erstaunlich, wie hilfreich und motivierend diese Abnehm & Co Blogs sein können, daher halte dich an sie, denn irgendwie sprechen ja alle vom selben Leid und kämpfen gemeinsam.
    Was mirt in solchen alten Ich-Momenten hilft: Denke stets daran, dass Veränderung und Heilung erst dann einsetzt, wenn das Schlimmste noch mal durchgemacht worden ist! Seh es als letzten Schrei deines Gewohnheitstier und Schweinehund! ;) Ich kämpfe auch noch stetig weiter..
    Liebe Grüße und viel Erfolg weiterhin!

    http://traumfrei.blogspot.de

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