Samstag, 29. März 2014

"Hungern macht Glücklich"

Hallo ihr,

durch den letzten Post am Mittwoch habe ich das erste Mal von "Pro Ana" gehört...Für alle, die nicht genau wissen, was das ist:

Pro Ana steht für Pro Anorexia, also Für Magersucht. Es ist laut Wikipedia eine Bewegung von Mager- beziehungsweise Ess-Brechsüchtigen im Internet, die sich von Amerika aus seit Anfang 2000 ausgebreitet hat. Die Anhänger sind fast ausschließlich junge Frauen, die magersüchtig sind und sich dieser Erkrankung auch vollkommen bewusst sind, aber trotzdem weiterhin versuchen, krankhaft abzunehmen. Auf Websites tauschen sich die Mitglieder aus, wobei es meist um extreme Selbstkontrolle und Schlankheitsideale geht. 
Dabei gibt es auch eine idealisierte Personifikation mit der Magersucht, da der Begriff "Ana" zu "Anna" vermenschlicht wird und die Person beinahe vergöttert und idealisiert wird.

In den letzten Tagen bin ich auf einige Blogs von Anhängern/Vertreten dieser Bewegung gestoßen und was man da so liest, ist einfach schockierend:

"Zurzeit will ich nur sterben, was daran liegt, dass ich fett bin und so oft scheitere. Natürlich hasse ich mich nicht nur deshalb, der Rest von mir ist auch widerwärtig" 

"Wenn ich dünn wäre, würde ich stundenlang meine herausstehenden Knochen betasten, weil ich sie so liebe"

"Im Moment ist mir nichts wichtiger: Wenn ich dünn bin, werde ich automatisch glücklicher und wer will schon nicht glücklich sein!"

"Bis ich an meinem Ziel bin wird es noch ein hungriger Weg und ich glaube fest daran, dass Ana mir beistehen wird"

(ich habe die einzelnen Sätze verändert, aber inhaltlich sind sie gleich geblieben)

Ich möchte mich keinesfalls über solche Menschen lustig machen geschweige denn sie verachten, denn diese jungen Mädchen sind krank. 
Magersucht ist eine ernstzunehmende Krankheit und Pro Ana eine gefährliche Bewegung, weil sie immer mehr Mädchen ansteckt und sich über das Internet rasend schnell verbreitet.
Auch das Denken der Betroffenen ist komplex und von Selbst-Pefektion geprägt:
Sie denken, je dünner sie sind, so glücklicher werden sie, aber die Wahrheit ist, dass sie niemals perfekt genug für sich selber sein werden! Und der Selbsthass ist so grenzenlos, dass sie diesen auf alles an sich übersetzen: Charakter, allgemeines Aussehen und so weiter. Außerdem nimmt der Hass auf sich selber immer mehr zu, wenn sie "nicht stark genug sind" und Heißhunger-Attacken bekommen.

Besonders gruselig finde ich die Vermenschlichung von Ana: Im Internet kursiert ein Brief von ihr, der Preis gibt, mit welchen Gedanken sich die Mädchen auseinandersetzen:

"Ich schreibe dir heute, weil ich nicht länger zusehen kann, wie du alles ruinierst, was ich dir gegeben habe. "Ab morgen" ist dein liebster Begriff und du scheinst es zu lieben, dir mit diesen Worten dein berechtigtes, schlechtes Gewissen auszureden und dein undiszipliniertes Verhalten zu rechtfertigen.
Du bist ein faules, verfressenes Wesen, das meine Freundschaft nicht in geringster Weise verdient. Du hast mich enttäuscht: Hättest du auf mich gehört, wäre unsere Freundschaft inniger geworden und du wärst perfekter denn je geworden. Du hast mich bitter enttäuscht.
Aber du bekommst eine zweite Chance: Ich werde von dir erwarten, deine Kalorienaufnahme zu verringern. Du musst es ertragen, weil du dich mir nicht widersetzen kannst. Ich bin da, wenn du morgens aufwachst und zur Waage rennst. Ich bin diejenigen die deinen Tagesplan gestaltet, weil spätestens jetzt meine und deine Gedanken Eins werden. Die Schmerzen des Hungers, die zu vorgibst zu spüren, bin ich in dir.
Ich lasse dich erkennen, dass du nie perfekt sein wirst: Du wirst immer fett und nie so schön wie ein Model sein. Ich tue Sachen, die dir helfen! Aber niemand darf es erfahren. Ich habe dich geschaffen, du bist Mein, nur Mein. Vergiss Alle, die versuchen, mich von dir wegzubekommen. Ich bin dein größter Gewinn.
Deine -einzige- wahre Freundin

Ana
Wie kann es zu so einem Denken kommen? 
Liegt es an dem Druck, dass man perfekt sein muss um ein Teil der Gesellschaft zu sein oder wird man mitgerissen, weil man einen zu schwachen Charakter hat? Oder vielleicht liegt es auch an der eigenen Vergangenheit, weil man früher wegen seines Aussehens gemobbt wurde.
Ich hoffe, dass Mädchen, die Pro Ana unterstützen, geholfen wird. Sie können sich nicht selbst helfen und Hilfe nehmen sie nicht immer an.


"Perfekt ist ist etwas immer erst dann, wenn es nicht mehr realisierbar ist"
- Damaris Wiesnerm deutsche Dichterin



Bis zum nächsten Samstag
Maybritt


4 Kommentare:

  1. mich schockiert vor allem, dass die Mädels die diesem "Trend" folgen meist erst 14/15 sind. Eine völlig falsche Selbstwahrnehmung schon von klein auf kann echt dauerhafte Schäden verursachen :/

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  2. Hallo Maybritt,
    oh, ich hatte am Mittwoch gar nicht groß darüber nachgedacht, dass vllt. nicht alle etwas mit "Pro-Ana" oder "Pro-Mia" anfangen können. (Was aber echt mal für euch spricht!). Danke für deine Erklärung ;)

    ...wenn ich wüsste, wo dieses Denken herkommt... oh wie schön wäre das. dann könnte man es leicht abstellen. Das problem ist wohl sehr komplex... :( Hoffen wir, dass die "Anhängerinnen" dieser Krankheit zahlenmäßig bald wieder zurück gehen.

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  3. Das sowas ausbricht liegt nicht primär an der Gesellschaft. Sowas liegt viel tiefer, manchmal auch genetisch, aber die Gesellschaftlichen bescheuerten Ideale können dann der endgültige Auslöser sein...
    Das Problem ist, ein mittleren gesunden BMI zu haben wird nie eine Idealvorstellung sein. Viele wollen das extreme, etwas schweres das man erreichen muss. Wenn man erstmal einen gesunden BMI hat, vll Muskeln aufgebaut hat gibt es nicht mehr viele extreme in die man gehen kann, entweder extrem dünn oder extrem schwer. Und einfach gesund ist nicht "extrem". Leider...

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  4. Diesen Satz
    "Bis ich an meinem Ziel bin wird es noch ein hungriger Weg und ich glaube fest daran, dass Ana mir beistehen wird"
    fand ich besonders schlimm! Das ist fast schon wie ein Wahn/eine Wahnvorstellung!
    Der Brief ist ebenfalls ziemlich übel - ich weiß schon, warum ich solche Seiten sofort verlasse, sobald ich merke, dass es "solche" Seiten sind. Die sind da so tief drin, dass ich nicht im entferntesten etwas damit zu tun haben will weil ich Sorge hätte, sonst auch da reinzurutschen...Und was man hört, klingt nicht gut. Das will doch keiner. Diese ständige innere Unruhe, diese Zwänge, die Gefangenheit. Schrecklich!

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